Der 5-Schritte- Aufbau: So erstellen Sie eine rechtssichere Nebenkosten-abrechnung

​Die Nebenkostenabrechnung. Für die meisten privaten Vermieter ist es die unbeliebteste Aufgabe des Jahres. Die Angst vor Fehlern, die Sorge vor Widerspruch und die schiere Komplexität der Posten lähmen viele.

​Die gute Nachricht: Eine rechtssichere Nebenkostenabrechnung ist kein Hexenwerk. Sie muss vor allem zwei Dinge sein: inhaltlich korrekt und formell nachvollziehbar.

​Aus meiner Praxis weiß ich: Eine Abrechnung scheitert seltener am "Was" (den reinen Kosten) als am "Wie" (der Darstellung). Ein Mieter muss Ihre Abrechnung "gedanklich und rechnerisch" nachvollziehen können, ohne selbst ein Immobilien-Profi zu sein.

​Mit diesem 5-Schritte-Aufbau erstellen Sie eine Abrechnung, die genau das leistet und 99% aller formellen Widersprüche vermeidet.

​Schritt 1: Der "Kopf" (Die Stammdaten)

​Jede Abrechnung muss zweifelsfrei zuzuordnen sein. Fehler im "Kopf" der Abrechnung können die gesamte Abrechnung formell unwirksam machen.

Diese 5 Punkte müssen zwingend enthalten sein:

  1. Vermieter: Ihr vollständiger Name und Ihre ladungsfähige Anschrift.

  2. Mieter: Der/die vollständige(n) Name(n) aller im Mietvertrag stehenden Personen.

  3. Objekt: Genaue Anschrift und Lage der Wohnung (z.B. "Hauptstraße 1, 12345 Musterstadt, 2. OG Links").

  4. Abrechnungszeitraum: Das exakte Datum (z.B. "01. Januar 2024 bis 31. Dezember 2024"). Dieser Zeitraum darf maximal 12 Monate betragen.

  5. Erstellungsdatum: Das Datum, an dem Sie die Abrechnung erstellt haben.

​Insider-Tipp (Stammdaten):

​Prüfen Sie den Adressaten! Heißt der Mietvertrag "Max und Maria Mustermann", muss die Abrechnung auch an beide adressiert sein. Eine Adressierung an "Familie Mustermann" oder nur "Max Mustermann" ist formell falsch und ein häufiger, unnötiger Fehler.

​Schritt 2: Die Gesamtkosten-Aufstellung

​Bevor Sie etwas auf den Mieter umlegen, müssen Sie absolute Transparenz schaffen. Listen Sie alle umlagefähigen Betriebskosten für das gesamte Gebäude (oder die Wirtschaftseinheit) auf.

Beispiel einer sauberen Aufstellung:

  1. ​Grundsteuer: 950,00 €

  2. ​Wasserversorgung: 1.200,00 €

  3. ​Abwasser: 800,00 €

  4. ​Heizkosten (Gesamtlieferung Gas): 4.500,00 €

  5. ​Gebäudeversicherung: 700,00 €

  6. ​Straßenreinigung & Müllabfuhr: 650,00 €

  7. ​Hausmeister: 2.400,00 €

  8. ​Gartenpflege: 400,00 €

  9. ​Schornsteinfeger: 150,00 € ... ( und alle weiteren Posten)

Summe Gesamtkosten Gebäude: 11.750,00 €

​Insider-Tipp (Kostenarten):

​Trennen Sie hier strikt! Kosten für Ihre Verwaltung (z.B. Kontoführungsgebühren, Telefonkosten) oder Reparaturen (z.B. tropfender Wasserhahn) sind nicht umlagefähig. Sie dürfen in dieser Gesamtaufstellung nicht auftauchen – auch nicht, um sie später wieder abzuziehen. Das verwirrt den Mieter und macht die Abrechnung angreifbar. Das ist sehr wichtig !

​Schritt 3: Der Umlageschlüssel

​Das ist das Herzstück Ihrer Abrechnung. Wie verteilen Sie die Gesamtkosten aus Schritt 2 auf die einzelnen Mieter?

​Der Schlüssel, den Sie hier anwenden, muss im Mietvertrag vereinbart sein. In 90% der Fälle ist das die Wohnfläche (qm).

Sie müssen drei Zahlen klar benennen:

  1. Der Verteilerschlüssel: z.B. "Verteilung nach Wohnfläche (qm)"

  2. Die Gesamteinheiten: z.B. "Gesamtwohnfläche Gebäude: 450 qm"

  3. Die anteiligen Einheiten: z.B. "Ihre anteilige Wohnfläche: 75 qm"

Ausnahme: Kosten, die verbrauchsabhängig erfasst werden (müssen), erhalten einen eigenen Schlüssel. Das betrifft zwingend die Heizkosten (nach Heizkostenverordnung) und oft auch das Wasser (falls Zähler vorhanden sind).

​Schritt 4: Die individuelle Berechnung (Das Muster)

​Jetzt führen Sie Schritt 2 und 3 für Ihren Mieter zusammen. Wir rechnen hier mit dem Beispiel von oben (75 qm Wohnung / 450 qm Gesamtgebäude = Anteil 16,667 %).

Ihr individueller Kostenanteil:

  • 1. Grundsteuer Gesamtkosten: 950,00 € Ihr Anteil (16,667 %): 158,34 €

  • 2. Wasserversorgung Gesamtkosten: 1.200,00 € Ihr Anteil (16,667 %): 200,00 €

  • 3. Abwasser Gesamtkosten: 800,00 € Ihr Anteil (16,667 %): 133,34 €

  • 4. Gebäudeversicherung Gesamtkosten: 700,00 € Ihr Anteil (16,667 %): 116,67 €

  • (...alle weiteren Posten nach qm...)

  • 8. Heizkosten & Warmwasser (Dieser Posten wird separat nach Verbrauch gemäß Heizkostenverordnung abgerechnet) Ihre individuellen Kosten: 620,00 €

= Summe Ihrer Nebenkosten: [XXXX,XX €]

​Schritt 5: Der "Saldo" (Das Ergebnis)

​Zum Schluss kommt der Kassensturz. Hier braucht es klare Zahlen und kein großes drum herum.

  1. ​Summe Ihrer ermittelten Nebenkosten (aus Schritt 4): 2.150,00 €

  2. ​Abzüglich Ihrer geleisteten Vorauszahlungen (z.B. 12 x 150 €): 1.800,00 €

  3. Ergebnis (Saldo): = 350,00 € Nachzahlung

(Oder im umgekehrten Fall: = 100,00 € Guthaben)

​Am Ende fügen Sie einen klaren Handlungssatz hinzu. Bei einer Nachzahlung: "Bitte überweisen Sie die Nachzahlung in Höhe von 350,00 € bis zum [DATUM, z.B. 31.12.2025] auf das bekannte Konto."

​Insider-Tipp (Die Frist):

​Setzen Sie eine klare Zahlungsfrist (üblich sind 30 Tage). Wichtig: Die Frist für den Mieter beginnt erst mit dem nachweislichen Zugang Ihrer Abrechnung, nicht mit dem Datum, an dem Sie sie erstellt haben! Versuchen Sie außerdem die Abrechnung nachweislich zuzustellen z.B. per Einschreiben Einwurf.

(Haftungsausschluss: Dieser Artikel stellt keine Rechts- oder Steuerberatung dar und ersetzt nicht die individuelle Beratung durch einen Rechtsanwalt oder Steuerberater. Ein Muster kann eine individuelle Prüfung nicht ersetzen.)

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